"Wenn
wir nicht reden, werden die Steine schreien"
Ökumenische Wallfahrt nach Alexanderdorf
Am 7. April 2001 begaben
sich ca. 270 Frauen und Männer auf den Weg
nach Alexanderdorf, dem Benediktinerinnenkloster
südlich von Berlin, wo der Stein nach den Stationen
in der Hauptstadt seinen letzten Ort vor Helfta
hatte. Der Ausspruch Jesu "Wenn sie (die Jünger)
schweigen, werden die Steine schreien" begleitete
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Wallfahrt
begann in der evangelischen Kirche in Sperenberg.
Dort erinnerte uns eine Gruppe von Frauen an die
Steine, die uns in unserem Leben begegnen, die wir
uns selber in den Weg legen, Steine des Schicksals
und Steine der Hoffnung.
Auf dem Fussweg nach
Alexanderdorf kamen wir an der Betonmauer des ehemaligen
russischen Militärgeländes vorbei, einer
langen Mauer, die jetzt den Zutritt zu diesem Gelände
versperrt, denn das Begehen wäre lebensgefährlich.
Diese Steine erinnern uns daran, wie sehr wir Menschen
die Natur verwundet haben. Die nächste Station
führte uns an einen See. Wir erinnerten uns
an die Kraft des Wassers, die den Stein verwandeln
kann.
Den Höhepunkt
und Abschluss der Wallfahrt bildete der ökumenische
Gottesdienst in der Klosterkirche. Wir haben uns
ansprechen lassen durch Musik und Texte und sind
dadurch Steinen begegnet, die wir schon gar nicht
mehr wahrnehmen, weil sie uns so alltäglich
und so allgegenwärtig erscheinen. Wir haben
die Steine schreien gehört, weil wir meist
schweigen, wenn Rechtsradikale Hassparolen verbreiten
und Menschen verletzen. Wir hörten die Steine
schreien, weil wir uns nicht genügend einmischen,
wenn Kindern Gewalt angetan wird. Wir hörten
die Steine schreien, weil wir hilflos der hohen
Zahl der Arbeitslosen gegenüber stehen. Wir
hörten die Steine schreien, weil wir nicht
wissen, wie wir die Ausländer, die in unserem
Land Schutz und Geborgenheit suchen, vor der Abschiebung
bewahren können. Wir hörten die Steine
schreien, weil auch in unserem Land Mädchen
und Frauen beschnitten werden und dieses Problem
auch uns etwas angeht. Wir wissen, dass wir nicht
alle Steine sofort und auf einmal aus dem Weg räumen
können. Und so haben wir auch über persönliche
Stolpersteine nachgedacht, Steine, die uns im Weg
liegen und uns den Weg zu anderen versperren. Symbolisch
haben wir Steine aus Papier dem Feuer und mit dem
aufsteigenden Rauch Gott übergeben.
Angelika Streich
Leitungsteam
der kfd im Erzbistum Berlin, Öffentlichkeitsarbeit
|