Gleich zweimal war der Stein Mittelpunkt des Geschehens:
im Gottesdienst zum Tag der Diakonin und im politischen
Nachtgebet.
Nach seiner ersten Station in der Diözese Münster
in St. Peter in Recklinghausen "rollte"
der Stein nach Ahaus, ins westliche Münsterland
nahe der holländischen Grenze.
Zum Tag der Diakonin traf der Stein am 29. April
rechtzeitig und heil in St. Mariä Himmelfahrt
ein. "Wer eine Hoffnung gewinnen will, muss
eine Erinnerung wecken", die Aussage des Theologen
Jörg Zink war das Leitmotiv des Gottesdienstes
am Stein, den Frauen des Arbeitskreises Diakonat
der Frau und des Referates Frauenseelsorge zum Tag
der Diakonin gestalteten. Sie erinnerten an Katharina
von Siena, die große prophetische Frau aus
dem 14. Jahrhundert, die zu ihrer Zeit das war,
was Frauen in unserer Kirche bis heute noch nicht
sein können: Diakonin, Dienerin der Caritas
und als Lehrende in der Verkündigung tätig.
Frauen gewinnen aus der Erinnerung an Katharinas
Lebenswerk Kraft, Mut und Hoffnung, sich in unserer
Zeit für Reformen in der Kirche einzusetzen.
Katharina von Siena steht in der Tradition der Frauen
am Grab, die festhalten an ihrer Treue zu Jesus
und unbeirrt ihren Weg gingen, trotz Hindernissen
und Verleumdungen.
"Wer eine Hoffnung gewinnen will, muß
eine Erinnerung wecken" trifft auch ins Zentrum
des Steinprojektes. Aus der Erinnerung an die Erfahrungen
der Frauen am Grab Jesu werden heutige Frauen und
Männer bestärkt in ihrer Hoffnung, dass
Ostern, Auferstehung auch hier und heute möglich
ist.
Der Satz "Wenn sie schweigen, werden die Steine
schreien" (Lk 19,40) stand im Zentrum des Politischen
Nachtgebetes, das Frauen der Katholischen Frauengemeinschaft
und des Referates Frauenseelsorge in Zusammenarbeit
mit Pax Christi und der Katholischen Studentengemeinde
gestalteten.
In zwei Kreisen versammelten sich ca. 60 Frauen
und Männer um den Stein und trugen ihre Sorgen
um die Bedrohung der Schöpfung vor Gott. Im
Westmünsterland, in Ahaus verbindet viele Menschen
das Misstrauen gegenüber der Atomenergie und
die Angst vor neuen Castor-Transporten. Sie wollen
nicht schweigen und tatenlos zusehen, wenn das Leben
und die Zukunft bedroht sind.
Der vom Grab gewälzte Stein, das offene, leere
Grab - sie bezeichnen symbolisch die erste Ostererfahrung
der Frauen, von denen die Bibel erzählt. Der
Tod wird überwunden, neues Leben wird geschenkt:
Auferstehung, Befreiung aus einer dunklen Übermacht.
Überall dort, wo Menschen eine ähnliche
Belebung und Erneuerung erfahren und weitergeben,
wo sie sich einsetzen für eine lebenswerte
Zukunft nachfolgender Generationen, Verantwortung
übernehmen und Sensibilität für die
Schöpfung entwickeln - dort geschieht Auferstehung,
dort wird die Last eines drückenden Steins
überwunden.
Marita Teunissen
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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